Stockholm Furniture Fair 2020

Messen für Objekteinrichtungen brauchen frische Impulse…

Die Messemüdigkeit begann schon vor dem Virus. Zuletzt planten immer mehr Hersteller eigene Veranstaltungen. Dabei sind die Branchentreffen unersetzlich. Statt alten Routinen sollten Veranstalter und Hersteller von design-getriebenen Objekteinrichtungen neue Erlebniswelten inszenieren.

 

Das Objektgeschäft verzeichnet schmerzhafte Umsatzrückgänge durch gestoppte und verschobene Projekte. Und auch wenn es für Retail nach dem Lockdown mehr als gut lief, bleibt es fraglich wie sich der Herbst und der kommende Winter entwickelt. Parallel planen viele Hersteller eigene Events. Die Zweifel an den alten Messekonzepten dienen als wohlfeile Begründung: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von Messen sei wegen hoher Standgebühren und horrenden Hotelpreisen ohnehin nur selten ausgeglichen. Und ob bisherige Routinen der Produktpräsentation zeitgemäß sind, wurde zuletzt ebenso hinterfragt. Mit Corona und der Furcht vor der zweiten Welle stehen alte Messekonzepte nun am Scheideweg. Da hilft es auch nicht, wenn nahezu alle Messegesellschaften gleich lautende Pressemitteilungen verschicken, die angebliche Erfolge verkünden sollen, die bei näherer Betrachtung aber mehr Durchhalteparolen sind.

 

Der Markt braucht Begegnung und Austausch

Auf die Messeskepsis müssen die Veranstalter und die Aussteller Antworten finden. Denn die hohe Zahl qualifizierter Besucher ermöglicht auf einer zentralen Branchenveranstaltung einen übergreifenden Fachaustausch, der die Grundlagen für neue Lösungen schafft. Alle profitieren. Vor allem Objekt- und Innenausstatter, Berater, Interieur-Designer und Architekten können nicht zu allen Herstellern und ihren Events reisen. Sie brauchen die Fach-Arena. Zudem deckt kein Hersteller die Produktvielfalt ab, die erst durch unterschiedliche Firmen erlebbar wird. Nur durch diesen besonderen Mix von Begegnung, Wissenstransfer und Rückkopplung aller Marktpartner können Innovationen überhaupt entstehen.

 

Messen können Treiber von Innovationen bleiben

Daher sollten die Messeausrichter für künftige Branchentreffen nicht nur Hygiene- und Raumbelüftungskonzepte entwickeln. Auch die Präsentation von Produkten und Einrichtungswelten, die Kommunikation zwischen Herstellern und Fachbesuchern sowie die vor- und nachgelagerten Online-Formate brauchen einen Innovationsschub. Doch auch bei vielen Herstellern drängte sich bisweilen der Eindruck auf, die Produktentwickler hätten nur für die Messe entwickelt. So werden Objekte ohne jegliche Inszenierung im leeren Raum präsentiert. Ihre Erscheinung im Einsatz aber und wie sie mit anderen Objekten interagieren, wurde bisher häufig zu wenig Beachtung geschenkt. So ist das Thema New Work, flexible Nutzungsarten für unterschiedliche Bedarfe in demselben Raum und mit variabel einsetzbaren Objekten heute wichtiger, als lediglich die Designqualitäten in steriler Atmosphäre zu zeigen. Mit anderen Worten: Die Messeausrichter und die Hersteller sollten mehr als früher aus der Perspektive der Fachbesucher und der Kundenunternehmen innovative Erlebniswelten in Szene setzen, in denen die Themen Zukunft der Arbeit in multioptionalen Raumkonzepten eine größere Rolle spielt. Nur dann können die Messen, die für alle Beteiligten eine wichtige Plattform sind, Bestand haben.

 

 

Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 28. September 2020 auf LinkedIn veröffentlicht (https://www.linkedin.com/pulse/messen-für-objekteinrichtungen-brauchen-frische-impulse-andreas-römer/)